Dass echten Seglern niemals schlecht wird, ist eine Mär. Es erwischt fast jeden, den einen schon bei moderaten Bedingungen, den anderen erst, wenn es ausnahmsweise mal so richtig hart wird. Doch immer gilt: Gute Seemannschaft bedeutet, nicht verschämt über das eigene Unwohlsein oder das eines Mitseglers zu schweigen, sondern das Übel offen anzusprechen – um dann aktiv dagegen vorzugehen.
Das weiß auch YACHT-Autor Leon Schulz . Als Profiskipper und RYA Yachtmaster Ocean Instructor fährt er seit Jahren mit seiner Hallberg-Rassy 46 „Regina Laska“ diverse Kojencharter- und Ausbildungstörns auf dem Atlantik sowie auf Nord- und Ostsee. Er kennt das Seekrankheitsproblem und sagt, dass es durchaus eine Anzahl hilfreicher Strategien gibt, dagegen vorzugehen – um sich den Spaß am Segeln im wahrsten Sinne des Wortes nicht verübeln zu lassen. Sie spiegeln sich wider in den nachfolgenden acht Fragen und Antworten.
Frage 1: Wenn ich zur Seekrankheit neige, kann ich dann überhaupt segeln?
Antwort: Seekrankheit kommt in zwei Phasen, so scherzen erfahrene Segler: „In der ersten Phase hat man Angst zu sterben. In der zweiten Phase hat man Angst, nicht zu sterben!“ Doch im Ernst: Schon im Crewbriefing vor dem Törn sollte das Thema Seekrankheit offen angesprochen werden. Hier gilt es, über Prävention, Symptome und Behandlung zu reden. Die meisten Menschen leiden unter Seekrankheit, und vielen ist genau das peinlich. Ein offener Umgang mit dem Problem hilft, sich nicht als seeuntaugliche Landratte oder Außenseiter zu fühlen. Die gute Nachricht vorweg: Seekrankheit nimmt im Alter meist ab, und man gewöhnt sich im Durchschnitt innerhalb von drei Tagen an das Schaukeln durch Wellengang, man bekommt Seebeine.
Die meisten Menschen neigen zur Seekrankheit, selbst wenn sie es nicht wahrhaben wollen. Einige mögen behaupten, sie wären noch nie seekrank gewesen. Doch die Statistik spricht für sich: Nur etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen werden überhaupt nicht seekrank, und eine etwa gleich große Gruppe an Menschen bekommt die Seekrankheit nicht einmal nach mehreren Tagen auf See in den Griff. Immerhin können 85 bis 90 Prozent der Menschen einiges gegen ihre Seekrankheit unternehmen, insbesondere wenn persönliche Anzeichen frühzeitig bemerkt werden und rasch dagegen vorgegangen wird. Seekrankheit ist nicht zu unterschätzen und kann sich negativ auf die Sicherheit an Bord auswirken.
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