Wenn Gerhard Lickfett sprach, dann hörten alle anderen zu. Nicht seine natürliche Autorität, sein Charme, der stete Schalk im Nacken waren der Grund, es war sein Feuer, seine Leidenschaft für alles, was vom Wind angetrieben wird. Und es war die Ahnung, die er – das merkte jeder Außenstehende sofort – von den Themen hatte, für die er brannte.
Dabei war Lickfett beileibe kein Mundwerker. Das Leben des nonkonformen Denkers und ofmals unbequemen Mahners war von der ersten bis buchstäblich zur letzten Minute reich gefüllt an Aktivitäten, die nur aufgrund der überlegten Art des Wahl-Hamburgers nicht wie Aktionismus wirkten.
Früh schon hat der Lebensweg des 1937 in Danzig geborenen Bauernsohnes diesen in einer Extremsituation auf See geführt. Das war 1945 auf der Flucht mit seiner Mutter und sechs der sieben Geschwister. Lickfett zog es dann bald auch beruflich aufs Wasser. Er musterte als Schiffsjunge auf der "Passat" an und lernte noch die Zeit der besegelten Berufsschifffahrt kennen.
Als die ausstarb, wurde er in seinem Job unglücklich. Obschon als Kapitän auf der Brücke, konnte Lickfett der motorisierten Containerfahrt nicht viel abgewinnen. Der überzeugte Junggeselle setzte schließlich sein Erspartes ein, um ehrenamtlich wieder auf die Rahen auslegen zu können. Trotz Kapitänspatent diente er sich ein zweites Mal hoch, wurde schließlich weltweit ein gefragter Großsegler-Kapitän und fuhr auf vielen der bekannten Schiffe.
Als Kapitän der "Sea-Cloud" bekam Lickfett schließlich sogar wieder eine dauerhafte Heuer unter Segeln. Auf ihr und der "Sea-Cloud II" führte er schließlich über viele Jahre sein in der YACHT beschriebenes kurioses Regiment , für das er geachtet und geliebt wurde. Hier hatte er sein vielleicht dankbarstes Publikum, wenn er sprach. Doch darum ging es ihm nicht.
Wenn Gerhard Lickfett sprach, dann hörten alle anderen zu. Und der Kapitän wusste diese Eigenschaft einzusetzen. Engagierte sich als Berater für Reedereien, mischte sich in die öffentliche Diskussion ein, wann immer es um sein Thema ging. Und so wurde er zum unermüdlichen Streiter für den Einsatz der Kraft des Windes.
Nun spricht der Kapitän nicht mehr. Ein Unfall riss den umtriebigen Ruheständler mitten aus dem so aktiv gestalteten Leben, mit dem er nicht zuletzt als Leistungssportler noch viel vorhatte. Seine Stimme aber, so viel ist sicher, wird bei vielen, die ihn achteten, nachklingen.